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Das Leben im Tierheim

Asia Serpinskaja, Gründerin und der wichtigste „Motor“ des Tierheims, ist umgezogen. Zusammen mit ihrem Mann Valerij Schmatok, sind sie in die Nähe ihrer vierbeinigen Freunde gezogen. Hier gibt es schon lange recht annehmliche Zimmer, für die Mitarbeiter. Asia Serpinskaja war der Überzeugung, dass sich die Arbeit im Tierheim von hier aus viel effektiver bewältigen lässt. Und so war es auch.

Eine Dorfidylle – aber das Herz kommt nicht zur Ruhe

Den Weg ins Tierheim sollte man immer in einem Laden mit Tiernahrung beginnen. Diesmal haben wir in erster Linie an unsere Katzen gedacht. Diese beeindruckenden Wesen fordern eine besondere Aufmerksamkeit. Gemeinsam mit Irina Goraschenko, ein Mitglied unseres Vereins und eine der aktivsten Volontärin, haben wir Dosenfutter von dem Geld das von einer weiteren, von uns sehr geschätzten Volontärin Irina Panasovskaja gespendet wurde, gekauft.

Als wir an einer Kuhfarm vorbeigingen, kamen die dort lebenden Hunde auf uns zu. „Achtung sie sind gefährlich!“, warnte der Wächter Irina, als sie die Hunde wie alte Freunde begrüßte und als Antwort ganz freundliche Signale in Form von energisch wedelnden Schwänzen bekam. Hunde verstehen Menschen eben besser als ihre Besitzer.

Wie verschieden doch die Menschen sind! Neben dem Gelände der Farm hat jemand ein paar kleine Kätzchen ausgesetzt. „Gebt Ihr ihnen wenigstens Milch?“ Fragten wir einen Mitarbeiter. „Wieso, das sind nicht unsere Katzen“. „Aber Sie können ihnen doch mal etwas Milch geben“. „Wir trinken die Milch selbst nicht“, machte sich der Arbeiter über uns lustig. Man merkt, dass diese Menschen einen unbedarften Schlaf haben.

Nach einer kurzen Aufklärung unsererseits über Kastrationen und den humanen Umgang mit Tieren, wurde die erste Katzenfutterdose an die Kätzchen verfüttert.

„Wow, Whiskas“, kommentierten die Dorfbewohner die die Werbung wohl aus dem Fernsehen kennen. Doch wie viele Menschen ihren Haustieren wohl solch leckeres und gesundes Futter kaufen? „Sie sollen Mäuse fangen!“

Wir hatten den Eindruck dass die Kätzchen das erste Mal im Leben etwas zu essen bekamen. Damit die Hunde den Kätzchen das Futter nicht wegaßen, teilten wir unsere Butterbrote mit ihnen. Schweren Herzens gingen wir dann weiter zur nächsten, alten Kuhfarm die einen ganz anderen Stellenwert hat.
Das ist nun eines der größten Tierheime der Ukraine. Wie sich doch die alten Kuhställe von allem Anderen, das man hier zu sehen bekommt, unterscheidet. Als wäre man auf einem anderen Planeten gelandet.

Rundgang und Foto Shooting

An diesem Tag planten wir im Tierheim ein Foto-Shooting. Hier findet ein ständiger Umbau statt, damit die Tiere sich freier bewegen und sorgenfrei leben können und damit es für die Menschen bequemer sein wird sie zu betreuen.

Ich erinnere mich wie Asia Serpinskaja von einem professionellen Operationstisch geträumt hat. Nun gibt es hier nicht nur einen Tisch, sondern auch einen OP- und Aufwachraum, sauber und modern wie in einer guten Tierklinik.

Positiv überrascht hat uns hier im medizinischen Trankt die Existenz eines neuen, importierten Kühlschranks, den uns sofort ein flauschiger, weißer Tierheimbewohner und seine Kumpels „angepriesen“ haben.

Diesen Kühlschrank hat eine der ersten, aktiven Volontäre, Tatjana Lazutina mit ihrer Freundin, dem Tierheim als Ausdruck ihrer Wertschätzung geschenkt.

Im OP-Raum wird zeitweise, wenn nicht operiert wird, eine Katzenmutti mit ihren Babies untergebracht. Schaut ihr nur mal in die Augen und seht wie ausdruckstark ihre Körpersprache ist. Sie versucht ihre Kinder zu beschützen in dem sie ihre Pfoten um die Kleinen legt. Die Angst und das Misstrauen in ihren Augen sagt uns, dass sie bereits unter der dunklen Seite der menschlichen Natur gelitten hat, die meistens im Verborgenen bleibt.

„Menschen – das ist eine Spezies die sich stets bemüht nach außen hin freundlich zu wirken und in Wirklichkeit …“ - erzählt uns Zlatovlaska in ihrem „Interview“. Die Besitzerin der Katze ist verstorben und die Erben setzten die Vierbeiner kurzerhand auf die Straße.

Du hast etwas Besseres verdient Zlatovlakska! Dein Foto samt denen Deiner bezaubernden Kinder ziert bereits die Rubrik „unsere Schützlinge“.


In den inneren Zwingern hat Asia Serpinskaja einen gut geplanten Umbau begonnen. Hier wurde bereits ein Aufwachraum mit 8 Boxen mit Zwischenwänden, für insgesamt 16 Hunde gebaut. Hier besteht die Möglichkeit in 8-10 Tagen (bis zum Ziehen der Fäden), 64 Hunde zu operieren. Hätten wir die finanziellen Möglichkeiten, könnte man hier in 100 Tagen 640 Hunde kastrieren. Doch um so ein System einzuführen bedarf es Sponsoren für das Tierarzthonorar, Medikamente u.s.w.

Das Katzenhaus benötigt dringend eine Veränderung

Im Katzenhaus des Tierheims begannen wichtige Umbaumaßnahmen. Das hat mich zunächst gewundert, hier war doch alles immer so friedlich und ordentlich. Doch es gibt Dinge, die für das menschliche Auge unsichtbar bleiben und Asia Serpinskaja beschloss nicht nur offen darüber zu reden, sondern auch energisch zu handeln.


Asia Serpinskaja:

Der Umbau des Katzenhauses wurde aus der Not heraus begonnen. Infolge von Überfüllung, wurden die Katzen in unserem Tierheim krank. Wegen fehlender Mittel, gibt es hier keine Quarantänestation. Sehr oft werden vor dem Tierheim Kätzchen ausgesetzt und mit ihnen kommen auch alle möglichen Krankheiten. Auch die Tierheimmitarbeiter bringen aus Mitleid neue Katzen aus dem Dorf mit, obwohl ich es ihnen verboten habe. Doch die Neulinge werden heimlich einfach zu dem Katzenrudel rein geschmuggelt, als ob es nicht auffällt, dass ihre Anzahl ständig zunimmt.

Als ich merkte, dass unsere Katzen nicht ganz gesund waren, rief ich Tierärzte und Mikrobiologen zu uns. Sie sagten mir, dass wir das Problem nur mit sorgfältiger Hygiene und strenger Quarantäne in den Griff bekommen. Und so planen wir es in die Tat umzusetzen.

Angesichts dieser Situation gibt die Tierheimleiterin mehr Acht auf das Verhalten ihrer flauschigen Freunde. Denn das Futter ist nur ein Teil ihrer täglichen Bedürfnisse.


Die Katzen unseres Tierheims brauchen täglich 80 Dosen Futter

Wir hoffen, dass die Besucher unserer Website uns auf der Suche nach Sponsoren unterstützen. Womöglich reagiert ein Vertreiber des Futters „Whiskas“, für den wir hier bereits geworben haben? Oder haben Sie andere Vorschläge, unsere Katzen und wir werden es Ihnen danken.

Derzeit leben im Tierheim an die 200 Katzen. Damit sich ihre Zahl nicht erhöht, bringt Eure Katzen nicht ins Tierheim, sondern versucht sie selbst zu vermitteln. Dafür gibt es die Rubrik „unsere Schützlinge“. Erzählen Sie ihren Freunden und Verwandet von unserer Website.


Das Dach und der Boden

Asia Serpinskaja lenkt unsere Aufmerksamkeit auf das Dach und die Böden des Tierheims. Noch vor Kurzem hingen dort Jahre alte Spinnweben und jetzt ist alles sauber und frisch gestrichen.

Wie sich herausstellte, besaß die Scheune kein Dach im üblichen Sinne des Wortes, sondern nur eine nackte Schicht Schiefer, die den Stall bei Regenschauer und Schneefällen nicht sonderlich schützte. Man hat bereits begonnen den alten Schiefer zu ersetzen, doch das Geld reichte bisher nur für eine Seite des Daches. Für das weitere Vorgehen ist man wieder auf Spenden angewiesen.

Der Boden nimmt inzwischen auch zivilisierte Formen an. Durch das Eingießen von Kies und Beton wurde der Boden ausgerichtet. Das Baumaterial und die Arbeitskräfte verschlangen eine Menge Geld.

Man beschloss auf Heizöfen zu verzichten, denn es wäre unmöglich die großen Räume der Scheunen warm zu halten und man würde unnötig viel Heizmaterial verschwenden.

Neue Mitarbeiter und… erneute Ausgaben

Im Moment arbeiten im Tierheim 4 Menschen. Mascha und Marina (sind für die Pflege der Katzen zuständig), Valja (kocht Essen für die Hunde) und Anatoliy (räumt auf und verteilt das Essen an die Hunde). Sie bekommen 40.-Griwnas am Tag. Die Praxis hat gezeigt, dass ein fixes, monatliches Gehalt sich nicht immer rechtfertigt.

Im Tierheim herrscht ein reges Kommen und Gehen. Nicht jeder kann mit dieser Menge von Tieren arbeiten. Nicht selten kamen Gelegenheitsarbeiter und die verschiedensten, benachteiligten Menschen. Oft boten sich obdachlose Menschen an um nur eine Bleibe zu haben. Heute verzichtet Asia Serpinskaja auf solche Akte der Nächstenliebe, deren Folgen oft unwirksam und manchmal auch traurig endeten.

Asia Serpinskaja:

Es ist nicht einfach Menschen zu finden, die für ein niedriges Gehalt diese Arbeit verrichten können. Mit den aktuellen Mitarbeitern bin ich momentan zufrieden.

Die Betreuung des Federvolks ist ebenfalls Maschas Aufgabe

Wir lernten die neue Mitarbeiterin Marina Nagornaja kennen, die die Katzen an den Wochenenden betreut. Sie findet einen guten Zugang zu den Tieren. Neben den Hunden und Katzen leben im Tierheim z.Z. zwei Krähen.

In diesem Jahr haben wir bereits einige Krähen und Dohlen aufgepäppelt und wieder freigelassen. Leider kann man die Katzen und Hunde nicht wieder raus lassen in unsere grausame Welt. Ihre Anzahl wächst und wir haben nur Hoffnung auf Vermittlungen in gute Hände.

Wir bitten alle Leser unsere Webseite und vor allem die Rubrik „Unsere Schützlinge“ weiter zu empfehlen. Wir würden uns wünschen, dass die Seite nicht nur informiert, sondern tatsächlich hilft, Sponsoren und Volontäre zu finden und auch die Vermittlung einiger Tiere in gute Hände fördert.

Ein paar vierbeinige Bewohner des Tierheims
Ein Steinalte von Lukjanowka

Wir haben uns lange amüsiert, als wir dieses Wunder der Natur betrachtet haben. Dieser kleine Kerl ist ein Ureinwohner des Tierheims. Er ist wirklich sehr alt, bestimmt an die 100 Jahre! Man hat ihn vor acht Jahren auf einem Marktplatz gefunden, da war er bereits taub, fast blind aber sehr schlau. Man dachte, er soll sein Gnadenbrot im Tierheim bekommen, hoffentlich lebt er noch ein – zwei Monate. Doch der Opa fand wohl Gefallen an seinem neuen Leben, er denkt vielleicht das sei seine Reinkarnation?

– Grüße Dich Gott, mein Lieber!
Als Antwort kam irgendein Grummeln.

– Was? Ich höre nichts!
Der Kleine schaute geringschätzig und tappte davon.

Ab und zu wird der alte Herr nach draußen in die Sonne gebracht um seine alten Knochen zu wärmen und etwas Vitamin D zu tanken. Warum soll er denn aus diesem guten Leben scheiden?

Die Autos gegen den Tieren

Und dieser nette Kerl wurde von einem Auto erfasst. Ja es gibt immer mehr von diesen Autos. In der heutigen Zeit zählen für die Ukrainischen Autobesitzer in erster Linie die Geschwindigkeit und nicht die Verkehrsregeln.

Die Vernichtung der Tiere in unserem Land wird ständig mit Hundebissen gerechtfertigt. Und wie viele Menschen sterben bei Verkehrsunfällen? Sollten wir vielleicht alle Autos vernichten?
Es interessiert niemanden wie viele Tiere auf der Straße zu Tode kommen. Asia Serpinskaja und ihre Familie, ihre Tochter Oksana und Sohn Maxim finden oft verletzte und verstümmelte Tiere, bezahlen teure, medizinische Behandlungen, ganz zu schweigen von der emotionalen Last.

Dieser Hund ist nach einem Beckenbruch gelähmt. Er schleppt seine Hinterbeine hinter sich her und bekommt jeden Tag einen frischen Verband um Abschürfungen zu vermeiden.

Euthanasie wird im Tierheim selten vorgenommen. Jedes Lebewesen bekommt eine Chance. Natürlich ist dieser Respekt vor dem Leben auch eine große Last für das Tierheim. Pragmatismus steht oft im Widerspruch zur Humanität und Asia Serpinskaja entscheidet sich immer für das Letztere.

„Meine Wunden sind ein Vorwurf an grausame Wissenschaftler“

„Meine Wunden sind ein Vorwurf an grausame Wissenschaftler“, würde dieser Hund sagen, wenn er sprechen könnte. Aber seine Wunden sagen mehr als Worte. Der arme Kerl lief ein paar Sadisten über den Weg, genauer gesagt, Menschen die wissenschaftliche Experimente an ihm durchgeführt haben. Seine Pfote will einfach nicht verheilen, nach den chirurgischen Verstümmelungen. Er trägt einen Trichter, damit er an seiner Pfote nicht lecken kann. Dieser Kragen stört und macht ihn ganz nervös.

Ich erinnere mich wie während der Aufnahmen für das Fernsehen, die Führungskräfte der agrarwissenschaftlichen Akademie in Lwiv den praktischen Unterricht präsentieren wollten. Das Thema war, die Behandlung von Verbrennungen bei Rindern. Dafür haben sie ein Kalb in einer speziellen Vorrichtung eingesperrt damit es sich nicht mehr rühren konnte. Am lebendigen Leib und ohne es zu betäuben, wurden dem Kalb Verbrennungen zugefügt um sie danach zu behandeln. Die mittelalterliche Beschränktheit sowohl der Lehrer als auch der Schüler hat mich schockiert. Die Aufnahmen sind damals nicht zustande gekommen, doch ich bezweifle, dass dieser Vorfall irgendetwas an der Situation in der Akademie in Lwiv verändert hat. Das ist eine gängige Praxis solcher Einrichtungen.

Ich erinnere, dass eben der Widerstand englischer Studenten gegen die grausamen Experimente an Tieren im Jahre 1824 den Tierschutz ins Leben gerufen hat.
Wann wird wohl die Ukraine diesen globalen Fortschritt einholen? Manchmal kommt die Frage auf ob wir stolz darauf sein können uns Ukrainer zu nennen?

Viel Glück, der Kleine!

Während unseres Besuchs, kamen Menschen aus dem Dorf auf der Suche nach einem Wachhund für ihr Haus. Ihr alter, Gefährte wurde von einem Auto überfahren.
Sie versicherten uns, dass sie das Loch im Zaun bereits geflickt haben und versprachen den neuen Hund gut zu versorgen und zu füttern. Asia Serpinskaja ihrerseits versprach den Hund zu impfen, zu kastrieren und von Zeit zu Zeit nach ihrem Schützling zu schauen. Das neue Zuhause des Kleinen liegt unweit vom Tierheim. Lebe wohl Kleiner und viel Glück!


Asia Serpinskaja und Irina Geraschenko
«Wir sparen an uns»

Das Tierheim in Gostomel entwickelt sich allen Widrigkeiten zum Trotz und bemüht sich die eher fortgeschrittenen, westlichen Erfahrungen zu übernehmen und stärkt seine Position einer wahren Oase der Barmherzigkeit inmitten einer verrückten und grausamen Welt.

Asia Serpinskaja:

Für das Erhalten des Tierheims verbrauchen wir eine winzige Summe von 3000.- Griwnas im Monat. Das ist sehr wenig. Wir haben uns so organisiert, dass jeder von uns mehrere Funktionen erfüllt. Ich vertrete die Rolle des Direktors, des Verwalters, des Managers und manchmal des eines einfachen Arbeiters. Mein Mann Valerij Nikolajevitsch ist unser Fahrer und nutzt unser eigenes Auto für nötige Botengänge und packt unermüdlich bei allen anfallenden Arbeiten an. Wir sparen also an uns selbst, was bleibt uns anderes übrig?

Anhang

Am Beispiel des Gostomeler Tierheims sieht man, dass Tierschutz gar nicht so teuer ist. Schließlich werden Millionen Dollar in den Wind geschossen, z. B. für Feuerwerke, irgendwelche dubiosen Unterhaltungsshows, auch für die Tötung streunender Tiere und nicht zuletzt für die Jagd...

Man sollte nicht solche Sachen wie Tierschutz und Schutz der Menschen gegenüber stellen. Menschen sind für Ihre Probleme selbst verantwortlich. Sie vernichten sich gegenseitig und alle Tiere um sich herum.

Solange unser Staat ausschließlich für den Mensch arbeitet, wird der Tierschutz von vielen nur belächelt. Das heutige Problem liegt bei der Moral unserer Gesellschaft, zu der die Ukrainische Politik nicht minder beiträgt. Die Ukraine vervollständigt die Liste der reichsten Menschen der Welt, was die Kluft zwischen reich und arm vergrößert. So gebt den Tieren nicht die Schuld, bedankt Euch lieber bei ihren Beschützern, die hartnäckig gegen die Zerstörung der Gesellschaft ankämpfen.

Angelika Komarowa
15 Juli 2007

P.P.S.: die Kätzchen von der Kuhfarm sind letztendlich doch im Tierheim gelandet. Marina hat sie mitgenommen, als sie zur Arbeit ging. Sie befinden sich momentan auf der Quarantänestation. Wir nehmen gerne Bewerbungen für ihre Adoption entgegen.

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